Podiumsdiskussion im Halbjahr 13/2 "Schokolade ..."

Die in dem kurzen Halbjahr 13/2 von den Gruppen erarbeiteten Inhalte zum Thema "Schokolade" sollten in ihrer Vielfalt einer größeren Schülerschaft unter einem engen Bezug zur Lebenswelt dargestellt werden. Es galt eine Form der Vermittlung zu wählen, die einerseits abwechslungsreich, für die SchülerInnen nicht zu aufwendig vorzubereiten und in der Durchführung zeitlich nicht zu umfangreich war. Ein Rollenspiel wie eine Podiumsdiskussion mit "Experten" aus den verschiedenen Fachgebieten erfüllt diese Kriterien.

Die Spielsituation für diese Podiumsdiskussion ist auf die Gegebenheiten der Schule abgestimmt. Die Mensa in der Schule wird durch einen Pächter bewirtschaftet, der sein Warenangebot entsprechend den Wünschen der SchülerInnen gestaltet, also neben Obst, Brötchen, Pommes frites, Knabbereien auch ein umfangreiches Sortiment Süßwaren einschließlich Schokolade offeriert. Es ist zu beobachten, dass der Verkauf und Verzehr dieser Fast Food &endash; Angebote stark zunimmt. Vor einigen Jahren gab es im Land Bremen einen so genannten "Müsli-Erlass", der das Angebot an Nahrungsmitteln in Schulen regelte. Dieser Erlass ist inzwischen in eine Empfehlung umgewandelt worden. Wo also vorher u.a. Süßigkeiten aller Art nicht zugelassen waren, stehen heute Waren mit hohem Zucker- oder Süßstoffgehalt zum Verkauf. Die SchülerInnen stellen sich im Zusammenhang mit dem Mensa-Verkauf die Frage nach gesunder Ernährung nicht. Die Podiumsdiskussion soll einerseits die SchülerInnen zum Nachdenken über ihre eigenen Gewohnheiten anregen und andererseits ihnen die Möglichkeit eröffnen, gemeinsam in einem fachlich begründeten Gespräch eine bemerkenswerte Situation aus ihrem Lebensumfeld zu beurteilen und gegebenenfalls zu verändern.

Zur Einstimmung in die Problematik haben die SchülerInnen ein Schreiben einer (nicht real existierenden) Elterninitiative "Schoko-Stopp" erhalten. In diesem Brief wird die Schulkonferenz aufgefordert, den Verkauf von Schokolade in der Mensa zu unterbinden. Verschiedene Argumente, teils falsch, teils richtig, sind als Begründung für diese Maßnahme angefügt. Aufgabe der SchülerInnen ist es also zunächst in ihren Fachgruppen, die Richtigkeit der Aussagen zu prüfen, sie Punkt für Punkt mit Hilfe der erworbenen Sachkompetenz zu widerlegen oder zu stützen, durch eigene Argumente zu ergänzen. Die in dem Kurs geführte Diskussion soll die Podiumsdiskussion vorbereiten. Aus dem Kreis der SchülerInnen wurden dann die "Experten" für die Diskussionsrunde ausgewählt.

Wie die Kurse sich auf die Podiumsdiskussion vorbereiteten:

Die Podiumsdiskussion wurde gemeinsam mit allen SchülerInnen aus den am Modellversuch beteiligten Kursen in einer Unterrichtseinheit (70 Minuten) durchgeführt. Die Rollen von Pro-und Contra-Vertretern und die Moderation wurden von SchülerInnen übernommen. Nach dem Muster der Fernsehsendung "Pro und Contra" hatten zunächst die Anwälte der Eltern als Befürworter des Schokoladenverbots das Wort, die Anwälte der Gegner konnten darauf antworten. Anschließend wurde im Publikum ein Meinungsbild durch Abstimmung erhoben. Mit großer Mehrheit haben die SchülerInnen ein mögliches Schokoladenverbot abgelehnt. (Ablaufplanung)

Nun hatten die Fachreferenten der drei Fächer Biologie, Chemie und Physik das Wort. Je ein Schüler, eine Schülerin stellten sich den Fragen der Anwälte der beiden Parteien. Das Plädoyer der Pro- und Contra-Anwälte schloss die Diskussion ab. Eine zweite Abstimmung im Publikum sollte zeigen, ob sich die Meinung der SchülerInnen geändert hatte. Aber auch diesmal entschied sich die Mehrheit für den weiteren Verkauf von Schokolade in der Mensa.

In der Nachbesprechung der Diskussion in den einzelnen Kursen äußerten viele SchülerInnen ihre Unzufriedenheit mit dem Ablauf der Veranstaltung. Die SchülerInnen konnten deutlich erleben, wie schnell eine ernst gemeinte Informationsveranstaltung von wenigen Personen chaotisiert werden kann. In der Realität (z.B. bei Bürgerversammlungen) kann diese Situation durchaus auftreten. Da aber der fachlich-inhaltliche Austausch von Informationen im Vordergrund stehen sollte, ist es zu erwägen, auf eine Großveranstaltung zu verzichten. Statt dessen kann die Diskussion in kursübergreifenden Gruppen bis 25 SchülerInnen innerhalb der Klassenräume ohne technische Unterstützung geführt werden. Damit werden mehr SchülerInnen aktiv in die Rolle der "Experten" treten und ihre Kenntnisse in einem neuen Sachzusammenhang öffentlich darlegen müssen.


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