Ein Sohn von Sklavin Sally

Gentest beweist angeblich Vaterschaft des US-Präsidenten Jefferson

Washinglon (dpa). Thomas Jefferson, dritter Präsident der Vereinigten Staaten, hatte mindestens einen gemeinsamen Sohn mit seiner Sklavin Sally Hemings. Das hätten Gentests mit den Nachkommen beider mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ergeben, berichteten US-Zeitungen unter Bezug auf die neueste Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature". Jefferson hatte die Beziehung zu Sally Hemings geleugnet.

Die Untersuchungen bestätigen eine seit vielen Jahren vor allem unter Schwarzen erzählte Legende als Wahrheit und widerlegen die offizielle Geschichtsschreibung der USA. Sie gewinnen besondere Bedeutung mit Blick auf die Diskussionen um Präsident Bill Clinton und sein Verhältnis zur einstigen Praktikantin Monica Lewinsky. Damit werde einmal mehr klar: "Unsere Helden - und besonders unsere Präsidenten - sind keine Götter oder Heilige, sie sind Menschen aus Fleisch und Blut", schrieben der Historiker Jospeh Ellis und der Genetiker Eric Lander in einem Begleitkommentar zu ihren Forschungsergebnissen. Jefferson war von 1801 bis 1809 Präsident der USA und zählt zu den "großen" Staatsoberhäuptern des Landes, dessen Unabhängigkeitserklärung er mitformuliert hat. In der Auseinandersetzung um die Sklaverei forderte er gleiche Rechte für alle Menschen, wandte sich aber entschieden gegen Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen. Und auf seinem berühmten Landsitz Monticello in Virginia arbeiteten auch Sklaven.

Dazu zählte Sally Hemings, eine Halbschwester von Jeffersons früh gestorbener Frau Martha, deren Vater sie mit einer Sklavin gezeugt hatte. Sally war zunächst Zofe von Jeffersons Tochter Maria, die ihn in seiner Zeit als Botschafter in Paris zwischen 1787 und 1789 begleitete. Der gemeinsame Sohn Tom dürfte 1790 nach der Rückkehr nach Monticello geboren worden sein, als Sally 17 Jahre alt und Jefferson Gouverneur von Virginia war.

In diesem Zusammenhang erhobene Vorwürfe, wegen derer sogar ein Amtsenthebungsverfahren erwogen wurde, wies Jefferson stets zurück. Aus der über Jahrzehnte anhaltenden Beziehung könnten auch noch andere Kinder hervorgegangen sein.

(WESER-KURIER 2.11.98)